Erinnerungsorte jüdischen Lebens in Vreden

Amalie Wolff (geb. Landau)

Amalie Wolff in der Nachkriegszeit im Garten des Vredener Krankenhauses, 

wo sie nach ihrer Rückkehr aus dem Ghetto Theresienstadt ihren Lebensabend verbrachte. 

Foto: Stadtarchiv Vreden FASTAV 3615

6. oder 9. Mai 1866 in Ramsdorf – 17. Dezember 1953 in Vreden


Amalie Wolff wurde als sechste Tochter und damit jüngstes Kind des Viehhändlers, Kleinhändlers und Kaufmanns Liefmann Hermann Landau und seiner Frau Lisette Landau in Ramsdorf am 6. oder 9. Mai 1866 geboren. 

Dort heiratete sie auch am 16. Juni 1903 den Vredener Viehhändler Samuel Wolff und zog daraufhin nach Vreden. Ihr Mann Samuel Wolff starb allerdings 1919, weil er eine Kuh aus der Berkel retten wollte und dabei ertrank. 

Die verwitwete Amalie Wolff lebte mit ihren Kindern Meta, Ernst und Karl seit dem Tod ihres Mannes in armen Verhältnissen. Den Viehhandel ihres verstorbenen Mannes führte von dessen Bruder Aron Wolff für sie weiter, bis ihr Sohn Ernst alt genug war. Im Frühjahr 1930 zog Amalie sie mit ihrer Tochter Meta nach Nienborg, denn diese heiratete den dortigen Viehhändler Joseph Gottschalk. Metas Mann starb jedoch schon 1932. Mutter Amalie, Tochter Meta und seit 1933 auch Sohn Karl wohnten weiter in Nienborg, bis alle drei im März 1937 zurück nach Vreden zogen. 

In Vreden hatte Amalie eine freie Wohnung in ihrem Haus in der Neustraße 10 (früher Nr. 17), jedoch kein Einkommen. Laut Unterlagen des Fürsorgeamtes der Stadt erhielt sie ab dem 1. September 1937 monatliche Unterstützungszahlungen zwischen 15 und 20 Reichsmark. Dokumentiert sind auch Krankenhauspflegekosten für sie, die am 10./11. November infolge der Misshandlungen in der Pogromnacht angefallen waren.

Am 6. Februar 1942 wurde Amalie Wolff mit ihrer Tochter Meta auf der Ladefläche eines Lastwagens nach Ahaus transportiert und in das „Judenhaus“ (Hochstraße 3), ein „Ghettohaus“, eingewiesen. Am 28. Juli 1942 wurden alle Hausbewohner – es waren die letzten Juden des Kreisgebiets – von Ahaus „nach unbekannt“ abgemeldet und von Münster aus mit dem Zug in das Ghetto Theresienstadt deportiert. 

Amalie Wolff gelang das Überleben, sie wurde am 8. Mai 1945 in Theresienstadt befreit. Sie lag nach der Befreiung vom 7. Juli 1945 bis zum 3. Mai 1946 in einem Bielefelder Krankenhaus, weil sie auf der Rückreise nach Vreden stürzte und einen Oberschenkelhalsbruch erlitt. Sie kehrte laut Vredener Meldekarte am 26. August 1946 nach Vreden zurück. 

Bis zu ihrem Tod am 17. Dezember 1953 wohnte sie im Vredener Krankenhaus. Sie wurde als dreizehnte auf dem neuen jüdischen Friedhof, ohne Grabstein, bestattet.